Freude über 600.000-Euro-Fahrzeug

 

Soest – Am Donnerstag ist das neue Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug 20 (HLF 20) in den Einsatzdienst gegangen und rückte an diesem Tag sofort zu zwei Einsätzen aus. Die Anschaffung war mit einer unvorhersehbar langen Wartezeit verbunden.


Der Vorgänger geht in den Ruhestand

Das alte HLF war 1999 für 540.000 D-Mark bei der Firma Ziegler beschafft worden und 2000 in den Dienst gestellt. Seitdem rückte es zu rund 6000 Einsätzen aus, hat 54.636 Kilometer auf der Leistungs-Uhr. In all den Jahren gab es „keine gravierenden Unfälle“, sondern „nur Blechschäden“. „Es ist niemals bei einem Einsatz oder einer Einsatzfahrt ausgefallen“, berichtete Feuerwehrsprecher Kai Weets. Große Fußstapfen für den Nachfolger.

Die Beschaffung des neuen HLF 20

2018 waren die Planungen für das neue HLF 20 der Feuerwehr Soest abgeschlossen. Vier Jahre Wartezeit gingen ins Land – das hatte zwei Gründe: Das Werk der Firma Scania, in dem die Frontachsen dieses Fahrzeugtyps hergestellt werden, brannte ab. Als hier Abhilfe geschaffen werden konnte, schlug Corona zu und sorgte für personelle Engpässe beim Aufbau-Hersteller Magirus.

Das kann das neue HLF

„Beim neuen Fahrzeug wird schon auf den ersten Blick klar, dass es sich um eine neue Generation Löschfahrzeug handelt“, betont Feuerwehrsprecher Kai Weets. Die Ausrüstung wurde erneuert, die Geräte zur schweren technischen Hilfeleistung wie Schere und Spreizer wurden von Hydraulik auf Akku-Betrieb umgestellt.

Für die Besatzung biete das neue Fahrgestell mehr Komfort und Sicherheit. „Allein durch die deutlich bessere Dämmung entsteht während der Fahrt eine viel leisere Geräuschkulisse. Das erleichtert die Kommunikation während der Einsatzfahrt immens“, so Weets. Zudem habe das Fahrzeug eine sehr gute Bewertung beim Lkw-Crash-Test erhalten – die Mannschaft ist also deutlich besserer geschützt. Sogar in der Kabine gebe es Seiten-Airbags.

Der Wasserwerfer auf dem Dach muss nicht mehr – wie beim Vorgänger – aufwändig aufgerichtet werden, sondern ist in wenigen Sekunden einsatzbereit. Gleiches gilt für Halogen-Lichtmast und Leiter-Entnahme. „Der Maschinist wird enorm entlastet“, betont Weets.

Der Wassertank hat 2000 Liter Volumen, der fest eingebaute Schaummittel-Tank 120. Die Schaum-Anmischung kann direkt in der Pumpe erfolgen. Sie liefert bis zu 3000 Liter Wasser pro Minute. Platz finden im neuen HLF 20 acht Personen – Maschinist und Fahrzeugführer vorn, Mannschaft hinten in der Kabine. In der Kabine gibt es an jedem der sechs Plätze im Rückenbereich ein Atemschutzgerät, mit dem sich die Kräfte schon während der Anfahrt ausrüsten können. Im alten Modell waren es lediglich zwei. „Jetzt können wir noch schneller einen Sicherheitstrupp stellen und einen zweiten Trupp ins Gebäude schicken“, erklärt Kai Weets.

Warum leasen Feuerwehren die Fahrzeuge eigentlich nicht?

600.000 Euro für ein Feuerwehrauto – das klingt erst einmal nach viel Geld. Doch betrachtet man die Tatsache, dass der Vorgänger des neuen Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeugs (HLF) der Feuerwehr Soest mehr als 6000 Einsätze zwischen Indienststellung und Ruhestand absolvierte, wird klar, dass es sich um eine Investition für die Zukunft handelt.

Auf 20 Jahre Abschreibungsdauer kostet das Fahrzeug jährlich 30.000 Euro für die Sicherheit der Soester und der ehrenamtlichen Einsatzkräfte. Doch wäre es denkbar, solch ein Auto zu leasen, sodass nach einigen Jahren wieder der modernste Stand der Technik nach Soest kommt? Eher nicht, sagt Christoph Blume, Leiter der Feuerwehr Soest. „Es gibt keinen reellen Markt für gebrauchte Löschfahrzeuge“, schildert er.

Jedes dieser HLF sei individuell auf die örtlichen Gegebenheiten einer Kommune angepasst. Haushalterisch „würde Leasing die Anschaffung komplizierter“ machen und wäre „auf keinen Fall mit Einsparungen verbunden“. Im Pkw-Bereich, bei einem Kommandowagen beispielsweise, sei Leasing ein gängiges Mittel. „Für größere Feuerwehren, bei denen die Fahrzeuge eine noch höhere Einsatzfrequenz und auch eine höhere Abnutzung haben, könnte ein Leasing überlegenswert sein. Für uns ist das allerdings aktuell gar kein Thema“, so Blume.

Zweites HLF 20 folgt

Das alte HLF geht nun in den Feuerwehr-Ruhestand und soll über eine Auktion von der Stadt veräußert werden. Ein zweites, baugleiches HLF 20 soll nach aktuellem Plan 2023 kommen und ebenfalls in der Innenstadt stationiert werden. Der Auftrag ist bereits vergeben.

 

 

Quelle: Soester Anzeiger

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